Integration

Integration von neuen Tieren in ein vorhandenes Rudel am Beispiel von Ratten

Ratten integrieren - also die Zusammenführung einander fremder Ratten zu einem Rudel ist eine kleine Wissenschaft für sich und kann langwierig werden. Es gibt leider viele falsche Tipps im Internet oder in so genannten "Fachbüchern". Auch in Foren werden Empfehlungen ausgesprochen, denen man besser nicht folgt.

Wir beschreiben hier unsere Vorgehensweise, die wir seit Jahren erfolgreich praktizieren.

Erste Priorität: Geduld, Geduld, Geduld. Kein falscher Ehrgeiz! Eine Integration kann einige Tage, Wochen oder gar einige Monate dauern.

Ganz wichtig: Das Verhalten bereits "vorhandener" Ratten sollte vor der Integration bereits sehr gut eingeschätzt werden können und zwar von jeder einzelnen Ratte. So kann man grob abschätzen, wie sie sich voraussichtlich verhalten könnten. Das ist die Basis für eine optimale Integration.

Auch wenn die Integration über mehrere Wochen läuft und "es gut aussieht": NIEMALS die Ratten alleine lassen. Es muss immer jemand Kundiges dabei sein um notfalls sofort eingreifen zu können.

Keine Ratten unter 10 Wochen zu erwachsenen Ratten integrieren, es gibt bei Ratten KEINEN Welpenschutz! Wer kleine Ratten einfach zu erwachsenen Ratten in den Käfig lässt, der riskiert den sofortigen Tod der Rattenkinder. Es ist allerdings meist problemlos möglich ganz junge Ratten (Alter bis max. 11 Wochen) ohne lange Integration zusammenzuführen. Revierverhalten bildet sich erst ab der 11. Lebenswoche.

Ablauf einer optimalen Integration:

Wenn neue Ratten angekommen sind, dann müssen sich diese erst an den neuen Menschen gewöhnen. Bei einer unter Einsamkeit leidenden Einzelratte sollte man darauf verzichten, auch wenn sie noch Probleme bereitet bezüglich Vertrauen zum Menschen. Grundsätzlich sollte aber der/die Neuratten ausreichend Vertrauen zum Menschen haben (keine Aggressionen zeigen).
Nicht ganz zahmen Ratten kann eine Integration zu einem zahmen Rudel zu Vertrauen helfen, sie schauen es sich leicht bei den anderen ab.
Leider findet man oft den Tipp die Käfige nah zusammen zu stellen. Das sollte vermieden werden, es kann bei manchen Ratten zu Aggressionen führen und dann kann die Integration sehr lange dauern. Idealerweise den Käfig mit dem Neuzugang in ein anderes Zimmern stellen. Dann beruhigen sich die Gemüter schneller.
Sehr hilfreich ist Streu auszutauschen zwischen den Käfigen. Sie gewöhnen sich schon mal an den Duft der anderen ohne direkten Kontakt. Wenn beim Streutausch schon geborstelt wird, dann kann man das als Vorbereitung für ein Zusammentreffen ein paar Tage/Wochen durchführen.
Also wenn möglich: Streutausch. Kuscheltücher austauschen geht auch, DUFTEN muss es.

1. Kontakt: Jetzt wird es ernst, der erste Kontakt steht an. Wir suchen uns einen neutralen Ort, den auch der Altlbestand nicht als Revier ansieht. Klassischer Weise ist das die Badewanne. Der Erstkontakt sollte über ein paar Minuten nicht hinausgehen. Die Badewanne wird mit frischen Tüchern/Decken/Handtüchern ausgelegt, diese werden für jeden Integrationsversuch ungewaschen wiederverwendet. Auf diese Weise entsteht mit der Zeit ein neuer Rudelgeruch. Nach und nach die Ratten in die Wanne lassen. Nun muss das Verhalten beobachtet werden.
Sobald es nach Streit aussieht (IMMER wenn es nach Streit aussieht) wird umgehend unterbrochen. Der erste Versuch ist schwer einzuschätzen, also lieber öfter dazwischengehen als zu wenig. Bei diesem ersten Zusammentreffen erfährt man das Verhalten der Ratten untereinander, gut aufpassen und sich merken (oder aufschreiben). Verstehen und vertragen ist noch nicht relevant.

2. Kontakt: Optimaler Weise täglich mindestens ein Kontakt. Bitte zu Zeiten an denen die Ratten wach sind, nicht aus dem Schlaf reißen. Toll wäre morgens UND abends, je ein paar Minuten. Beim Zweitkontakt kann es zu lauten Raufereien kommen, auch hier gilt: Lieber zu früh trennen als zu spät. "Zusammenraufen" funktioniert bei Ratten nicht!

3. und alle weiteren Kontakte: Nie alleine lassen! Nach und nach werden die Ratten auch ihre Dominanzen zeigen. Fliegendes Fell und quietschende Balgereien zeigen eine sofortige Trennung. Ein gutes Zeichen für eine erfolgreiche Integration ist, wenn das Interesse untereinander nach vielen Kontakten nachlässt und versucht wird die Wanne zu verlassen. Wir sprechen aber nicht von Flucht!
Ein Käfig für alle: Der erste gemeinsame Käfig ist neutral, das alte Rudel kennt ihn auch nicht. Dieser Käfig ist nackt, ohne Einrichtung. Sonst könnte es schon zum Streit führen. Alle Ratten werden aus der Badewanne genommen und in diesen Käfig gesetzt. Dazu noch die Tücher/Decke/Handtücher aus der Wanne, hier kommt nämlich der neue Rudelgeruch zum Tragen. Je nach Benehmen verbleiben sie im neutralen Käfig. Das kann bis zu einer Stunde sein. Dann werden sie wieder getrennt und am nächsten Tag geht alles wieder in den Gemeinschaftskäfig. Jeden Tag ein bisschen länger, jeden Tag ein Einrichtungsstück mehr dazu (Ebene, Hängematte, Häuschen, Röhre...). Aber bitte nichts zum Verteidigen wie ein geschlossenes Holzhaus! Bald werden sie eine erste Nacht zusammen verbringen.
Während der "Übungskäfig" für alle immer gemütlicher wird kann das Rudel ein bis zwei Tage darin verbringen. In dieser Zeit muss der zukünfige Endkäfig GRÜNDLICHST geschrubbt und evtl. desinfiziert werden. Auch die Einrichtung sollte eine andere sein als früher. Die Einrichtung aus dem Integrationskäfig kommt mit dem Rudel mit in den Endkäfig. Die Tücher/Decken/Handtücher können jetzt gewaschen werden, vermutlich ist das auch dringend nötig. Die "Altratten" haben allerdings ihren alten Käfig noch gut im Kopf, es kann sein, dass alles wieder zurück in den Integrationskäfig muss. Also bei der Umsetzung in den Endkäfig einige Stunden dabei bleiben und genau beobachten ob es zu Verteidigungskämpfen kommt. Eventuell könnte man zur Trennung auch Ebenen absperren, das kommt auf den Käfigaufbau an. Wenn alles stundenlang friedlich bleibt, dann war die Integration erfolgreich.